Theodor Fontane hat das Besondere von Glindow sehr schön formuliert: "Was Werder für den Obstkonsum der Hauptstadt ist, das ist Glindow für den Ziegelkonsum. In Werder wird gegraben, gepflanzt, gepflückt - in Glindow wird gegraben, geformt, gebrannt."
1458 brannten Mönche aus dem Kloster Lehnin erstmals Ziegel im sogenannten "Klosterformat" aus dem bei Glindow geförderten Ton. Zu Zeiten Theodor Fontanes sah man hier mehr als 50 hoch aufragende Schornsteine, die auf Ringöfen standen und Unmengen von Ziegeln brannten. Diese Ziegel wurden auf Kähnen nach Berlin befördert, also: "Berlin ist aus dem Kahn erbaut." Die Ziegel machten erst den Bau von unzähligen Mietskasernen und Geschäftshäusern möglich. Die Grundlage für diesen enormen Aufschwung schuf die Erfindung des Ringofens durch den Ingenieur Friedrich Hoffmann. Der nach ihm benannte "Hoffmannsche Ringofen" trat seinen Siegeszug rund um die Welt an; selbst in Japan oder auf Taiwan findet man noch historische Beispiele.
EXKURS HOFFMANN
Friedrich Hoffmann (1818-1900) war ein äußerst kreativer Baumeister, er erfand eine Mühle, einen Bagger und den unvergleichlich erfolgreichen Ringofen, der ihn weltberühmt machte. Sein Grab auf dem Dorotheenstädtischem Friedhof in Berlin-Mitte ist durchaus sehenswert. Es ist von ihm selbst für seine Familie entworfen und natürlich aus Glindower Ziegeln. Das Grabmal erzählt eine tragische Geschichte: Im Jahre 1855 starben vier seiner sechs Kinder innerhalb weniger Wochen an Scharlach.
DDR
Zu DDR-Zeiten wurden in dem 1890 erbauten Ringofen Millionen von Blumentöpfen gebrannt. Ab 1990 begann die Produktion der heutigen Produktpalette mit hochwertigen Ziegeln für den Bedarf von historischen Bauten, beispielsweise Kirchen, Klöster oder Schlösser.
HEUTE
Betreiber ist heute die "Neue Ziegel-Manufaktur Glindow".
In dem direkt neben der Manufaktur aufragenden Ziegelturm ist das "Märkische Ziegeleimuseum" für Besucher geöffnet. Der "Förderverein Historische Ziegelei Glindow e.V." zeigt hier Dokumente, Schaukästen und historische Produkte aus der reichen Geschichte der märkischen Ziegeleien.
Bis Oktober 2022 ist hier die Sonderausstellung "Historische Ziegelbauten in der Mark Brandenburg" zu erleben.
Titelbild: Dietmar Strauch • Alle Rechte © edition progris
April bis Oktober Sonnabend und Sonntag 10-16 Uhr
Besichtigung und Führung Ringofen nach Bedarf
Öffnungszeiten Manufaktur:
Montag bis Freitag 8-15 Uhr mit Besichtigung des Geländes und der angebotenen Produkte
4,- EUR
mit Führung 6,- EUR
Gruppenanmeldungen bitte mit 4 Wochen Vorlaufzeit anfragen
Märkisches Ziegeleimuseum • Förderverein Historische Ziegelei Glindow e.V.
Alpenstraße 47
14542 Werder a.d. Havel, OT Glindow
Tel.
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Bahn • ÖPNV
Mit der Regionalbahn RE1 bis Werder, von da mit Bus 633 bis zur Haltestelle Alpenstraße
Fahrrad
Entlang dem Grunewald nach Potsdam, von dort idyllisch entlang der B1 über Geltow. Dann über die Baumgartenbrücke vorbei am Schloss Petzow zum Museum.
PKW
Über die AVUS und den Berliner Ring Richtung Hannover, dann Abfahrt Richtung Glindow/Klaistow nehmen. Über Klaistower Straße zur Alpenstraße.
Parken
Ein sehr schön angelegter Parkplatz befindet sich direkt an der Ziegelei