Radeln auf 45 über Null Eine Radtour, die auf dem Mauerradweg beginnt und unter den Riesenvögeln endet.

Chill Out 45 über Null
© André Eißer, Perspektivmedien UG

Vom Berliner Mauerradweg hat vermutlich jeder schon gehört. Doch für manchen überraschend könnte sein, dass er tatsächlich sage und schreibe 160 km lang ist. Profiradler könnten diese Distanz am Stück zurücklegen und so dem Verlauf der ehemaligen Berliner Mauer folgen, die bis 1989 die Stadt teilte - Freizeitradlern sei geraten sich für ein Teilstück zu entscheiden. Eine mögliche und abwechslungsreiche Strecke für einen Tagesausflug beginnt am Grünzug Heidekampgraben.

Die nächstgelegene S-Bahnstationen Sonnenallee oder Plänterwald bilden einen guten Startpunkt. Über den Dammweg gelangt der fleißige Radler direkt auf den Grünzug. Und hier fühlt sich Berlin schon ganz anders an. Durch alten Baumbestand und inszenierte Wildnis geht es auf dem breiten Radweg entlang dem namensgebenden Bach "Heidekampgraben". Wer schon zu Beginn eine kleine Verschnaufpause braucht, kann auf einer der markanten orangefarbenen Bänke Platz nehmen.

Foto oben: Chill Out 45 über Null
© André Eißer, Perspektivmedien UG

Tourerstellung & Text: Friederike Brundiers in Zusammenarbeit mit Froschrad Berlin

Industrieromantik am Kanal
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Ist der Grünzug durchquert, kreuzt die Neuköllnische Allee den Weg. Dieser gilt es nun rechts eine kurze Strecke vorbei an der Kleingartenanlage zu folgen, bis gleich links wieder in die Chris-Gueffroy-Allee eingebogen und kurz darauf die Brücke des Britzer Verbindungskanals überquert wird. Direkt nach der Brücke rechts führt der Mauerweg weiter am Kanal entlang. Dieser ist hier dicht bewachsen, Ameisenhügel säumen den Weg, Mücken und dicke surrende Käfer erfüllen die Luft, so mag sich manch Radler vielleicht eher in einem fernen Wald vermuten, als an einem städtischen Kanal.

Romantische Wildnis am Heidekampgraben
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Radweg im Grünzug Heidekampgraben
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Am Teltowkanal
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Kanalquerung
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Doch dieser Eindruck verschwindet sofort, wenn das große Wasserkreuz erreicht wird: Hier trifft der Neuköllner Schifffahrtskanal auf den Britzer Verbindungskanal und, für viele unmerklich, verläuft hoch über den Köpfen der Radler die A113. Die Großstadt ist zurück!

Nun geht es immer geradeaus entlang des Teltowkanals mit schönem Blick auf die andere Uferseite. Der 38 km lange Kanal wurde 1906 eingeweiht. In der Zeit fortschreitender Industrialisierung Berlins siedelten sich hier unzählige Fabriken an, konnten doch Rohstoffe und Waren schnell auf Frachtschiffe - damals gezogen von elektrischen Treidel-Lokomotiven - verladen werden. Dieses System soll Vorbild für die Gestaltung des Panamakanals gewesen sein. Noch gibt es vereinzelt Industrieanlagen, doch bestimmt wird das heutige Bild von Einfamilienhäusern samt eigenen Steg und Bötchen.

An der Teltower Kanalbrücke folgen wir nach der Ampel dem Weg, der sich parallel zur Autobahn, die hoch oben hinter der großen weißen Mauer verläuft, über die Straße und den Kanal schlängelt. Nun geht es leicht "bergauf" durch den Landschaftspark Rudow-Altglienicke, vorbei an Autobahnschildern die auf Radlers Augenhöhe etwas irritierend wirken, zur Rudower Höhe.

© André Eißer, Perspektivmedien UG

Südlich der Rudower Höhe, die damals im amerikanischen Sektor lag, fand eine englisch/amerikanische Spionageaktion mit dem fulminanten Namen Operation Gold statt

Operation GoldSpionageaktion

Von hier aus wurde in den 1950er Jahren ein Tunnel gegraben, der zur Schönefelder Chaussee führte, die im sowjetischen Sektor der Stadt lag, um an dort verlaufende Telefonkabel zu gelangen und so die Sowjettruppen abzuhören.

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Heute beeindruckt die Weidelandschaft mit Teichen und die Streuobstwiesen, samt Pferden und Schafen. Doch eine ganz besondere Überraschung erwartet die Radler links des Weges vor den Plattenbauten: die hier weidenden Wasserbüffel sorgen für große Augen. Sie werden als "Landschaftspfleger" im Landschaftspark gehalten, verhindern sie doch durch Verbiss das Zuwuchern der Weideflächen. Folgt man nach den Wasserbüffeln weiter der Ausschilderung, lohnt es sich rechts des Weges nach Holzgebilden in den Bäumen Ausschau zu halten. Versteckt in den Baumwipfeln gibt es tolle Klettermöglichkeiten mit Brücken und Häusern. Nicht nur für Kinder ein Spaß!

Wasserbüffel als Landschaftspfleger
© André Eißer, Perspektivmedien UG

Das nächste Highlight liegt an der nächsten Straßenkreuzung. Nachdem der nette Kiosk passiert wurde - an dem gut ein Päuschen eingelegt und ein Schwätzchen mit anderen Radlern gehalten werden kann - stößt man auf die Waltersdorfer Chaussee. Auf deren anderer Seite liegt der Familienbauernhof "Am Standtrand". Eine echte Überraschung, mit Ponys, Schweinen, Hühnern, Hunden und vielen weiteren Tieren. Hier gibt es neben dem obligatorischen Ponyreiten, einen Streichelzoo und einen Hofladen. Es ist nicht der idyllische Bauernhof auf dem Lande, sondern wie der Name schon sagt - am Stadtrand. Doch eine Menge Charme hat der Bauernhof trotzdem, wirkt doch vieles noch provisorisch und zusammengezimmert.

Bauernhof am Stadtrand
© André Eißer, Perspektivmedien UG

Nun aber weiter der Ausschilderung folgen und den Weg bis zur Abzweigung der Waßmannsdorfer Chaussee fahren. Hier führt der Mauerweg weiter nach Westen, wer noch einen schönen Blick über Stadt und Landschaft erhaschen möchte, der stellt seinen Drahtesel auf dem Parkplatz etwas nördlich der Kreuzung ab und erklimmt den nicht einmal 80 Meter hohen Aussichtspunkt "Dörferblick". Besonders abends beeindruckt das Lichtermeer des Flughafengeländes und die Silhouette des fernen Berlins.

Wir verlassen an dieser Stelle den Mauerradweg Richtung Süden und folgen dem Radweg entlang der Rudower Straße. Bevor der Ort Waßmannsdorf erreicht wird, heißt es beim Passieren des Klärwerkes Daumen drücken für günstige Windverhältnisse! Nun nur noch von der Rudower Straße links in die Dorfstraße einbiegen und dann gleich wieder rechts in die Waßmannsdorfer Allee und das Ziel ist fast erreicht. Letztes ?Hindernis? ist die Bundesstraße 96a, dann geht?s auf dem Wiesenweg keine 500 Meter mehr bis zum Ende der Radtour.

Und nun ab in den Liegestuhl, den verdienten Kaffee mit hausgemachten Kuchen oder das kalte Bier mit Leckereien vom Grill genießen und die Riesenvögel der Gattung Boing und Airbus von unten bewundern, wenn diese - je nach Windrichtung - beim Start oder der Landung im 5-Minutentakt in 45 Meter Höhe über die Köpfe der Ausflügler donnern!

Am Ziel der Radtour - 45 über Null
© André Eißer, Perspektivmedien UG

Wer noch genügend Kraft in den Beinen hat, der nimmt den gleichen Weg zurück - besonders schön ist der Landschaftspark Rudow in der Abendsonne - alle anderen erreichen über den Radweg an der B96 in 15 Minuten den S-Bahnhof Flughafen Schönefeld.

Schafe in der Abendsonne
© André Eißer, Perspektivmedien UG

An- und Abfahrt

S9 oder S45 bis Plänterwald - von hier dem Dammweg bis zum Eingang Grünzu Heidekampgraben folgen.
Alternative Rückfahrt ab S-Bhf. Schönefeld möglich

Länge: 19,6 Kilomenter
Dauer: 2,5 Stunden mit Pausen
Schwierigkeitsgrad: Einfache Radtour



© André Eißer, Perspektivmedien UG

Operation GoldSpionageaktion

Mitten im kalten Krieg kam im Jahre 1956 einer der spektakulärsten Fälle von Fernmelde-Spionage ans Licht. Von Ende 1954 bis Frühjahr 1955 hatte der amerikanische Geheimdienst CIA zusammen mit dem britischen Secret Service einen über 400 Meter langen Tunnel vom Gelände der "Site I" in Rudow unter das Gebiet von Altglienicke in Ostberlin gegraben, um dort die Nachrichtenleitungen des sowjetischen Militärs abzuhören. Der Clou - etwa 350 Meter des Tunnels lagen unter dem Gebiet der damaligen DDR.

Drei riesige Nachrichtenkabel mit insgesamt über 800 Telefonleitungen wurden angezapft, sodass - zumindest in der Theorie - knapp 1.200 Gespräche gleichzeitig abgehört werden konnten. Mit dieser brisanten Aufgabe waren fast 700 Menschen betraut und verbrauchten während ihrer Abhörtätigkeit mehr als 50.000 Tonbandspulen für Mitschnitte.

Dummerweise war diese, in Summe 25 Millionen US Dollar teure, Aktion mit dem Tarnnamen "Operation Gold" bereits während ihrer Planung von einem englischen (Doppel)Agenten an den russischen Geheimdienst verkauft worden. So fanden dann ?ganz zufällig? ostdeutsche Techniker bei Wartungsarbeiten den Tunnel. Von den sowjetischen Militärs wurde das Thema in der Folge natürlich propagandistisch ausgeschlachtet. Doch obwohl die Sowjets - dank des "Verrats" - über die Operation im Bilde waren, konnten die westlichen Geheimdienste eine recht große Menge an Informationen gewinnen.

Bis heute ranken sich um dieses Ereignis viele Legenden und Mythen. Außerdem werden immer noch Dokumente zu diesem Vorgang als "geheim" eingestuft. Informationstafeln am Wegesrand bieten weiteres Hintergrundwissen über den Bau des Spionagetunnels.

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