Blick von der "Sechserbrücke" auf den Tegeler See
© Manuel Lindinger, Ab ins Grüne, L&H Verlag
Reinickendorf? Viele denken an Hochhäuser, an die Bauten der Moderne wie den Borsigturm und die Weiße Stadt oder gar das Märkische Viertel. Mit dem konstanten Ausbau der Radwege um den Tegeler See lernen viele aber den Bezirk längst anders kennen. Wir treffen auf Baum gesäumte Wege am Wasser, eine Promenade mit Urlaubsortstimmung, einen Forstlehrpfad, eine Streuobstwiese, versteckte Badestellen und unsere Lieblingsfähre.
Foto oben: Blick von der "Sechserbrücke" auf den Tegeler See
© Manuel Lindinger, Ab ins Grüne, L&H Verlag
Tourdaten: Dauer: min. 4 Stunden
Tourlänge: ca. 36 km (flach bis leicht hügelig)
Text: Manuel Lindinger, Ab ins Grüne/L&H Verlag
Fähre von Tegelort über die Havel
© Manuel Lindinger, Ab ins Grüne, L&H Verlag
Gute Startpunkte für die Tour sind die S-Bahnhöfe Jungfernheide oder Charlottenburg. Eine sehr schöne Variante ist die Abfahrt vom Hauptbahnhof aus: am Nordufer entlang und am Plötzensee vorbei geht es auf den Radweg Berlin – Kopenhagen.
Auf Höhe des ehemaligen Flughafen Tegel und dem Volkspark Jungfernheide fahren wir auf die Nordseite des Kanals und treffen auf den Radweg. Direkt am Wasser entlang und durch gepflegte Kleingartenanlagen folgen wir diesem bis zur Bernauer Straße. Von hier aus sind es nur noch wenige Meter an den Tegeler See.
Radweg Berlin - Kopenhagen auf Höhe des ehemaligen Flughafens Tegel
© Manuel Lindinger, Ab ins Grüne, L&H Verlag
Für eine Tour mit Kindern bietet sich der kleine Waldpfad im Saatwinkel an – dieser beginnt nach dem Schwimmbad und führt an Reiswerder und dem Wasserwerk Tegel vorbei auf den Borsigdamm. Der Pfad wird immer wieder von kleinen Badestellen unterbrochen. Im Sommer empfiehlt es sich an manchen Stellen zu schieben, denn die Seeseite wird hier stärker frequentiert als an dem gegenüberliegenden Uferbereich.
Wer es sportlicher liebt, kann entlang der stark befahrenen Bernauer Straße zum Borsigdamm fahren. Es gibt hier aber auch einen gepflasterten, teils abenteuerlichen Weg im Wald.
Vor dem Borsigdamm fahren wir an den großformatig bemalten Hochhäusern von Tegel Süd vorbei. So manches dieser Murals, die Teil des Kunstprojekts »Artpark Tegel« sind, löste heftige Diskussionen aus. Sehenswert sind sie alle.
Wir erreichen die Greenwichpromenade. Mit Blick auf die Insel Hasselwerder und den gegenüberliegenden Tegler Forst hat man das Gefühl am Bodensee oder in Zürich zu sein. Die Promenade ist eines der beliebtesten Ausflugsziele Berlins und das touristische Zentrum von Reinickendorf. Gleichzeitig wirkt es ein wenig, als ob man hier mit einer Zeitmaschine ankommt: eine Reise in die 70er und 80er Jahre Westdeutschlands.
Die "Sechserbrücke"
© Manuel Lindinger, Ab ins Grüne, L&H Verlag
An der Tegeler Hafenbrücke angekommen überqueren wir das Tegeler Fließ. Von den Einheimischen wird diese weiterhin Sechserbrücke genannt. Früher musste hier ein Wegezoll in Höhe von 5 Pfennigen entrichtet werden – in Berlin „Sechser“ genannt. An den Seiten der steilen Treppen gibt es Laufrinnen für die Fahrräder.
Nach der Brücke unbedingt auf die Ausschilderung des Radweges achten. Auf etwas holprigen Kieswegen geht es unterhalb vom Schlosspark Tegel zum Schwarzen Weg.
Ab dem Schwarzen Weg beginnt eine der schönsten Streckenabschnitte der Radtour. Wir fahren mitten im Tegeler Forst durch wunderbaren Mischwald.
Für Kinder gibt es hier viel zu entdecken: ein Wildgehege, in dem Wildschweine sowie Muffel- und Dammwild bestaunt werden können, ein Forstlehrpfad mit vielen Informationstafeln und wesentlich ruhigere Badestellen (eine davon mit DLRG Rettungsstation) mit Sandstrand.
Auf diesem Teil der Tour gibt es sowohl einen Weg am Wasser entlang als auch eine asphaltierte Strecke durch den Wald. An dieser liegt auch ein besonderer Ort zum Verweilen: die Gerlachwiese. Gesäumt von Bänken, Waldhütten und großen Holzliegeflächen pflanzten hier vor mehr als zehn Jahren engagierte Familien in Zusammenarbeit mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald 50 Obstbäume. Während einer Pause können hier Groß und Klein Obst alter einheimischer Sorten ernten, Wiesenkräuter bestaunen sowie seltene Bäume wie Speierling und Elsbeere entdecken.
Nach den Erkundungen und der Stärkung kommen wir in Tegelort an. Achtung: der ausgewiesene Radweg führt hier tatsächlich über altes Kopfsteinpflaster. Es empfiehlt sich zu schieben oder vorsichtig die Gehwege zu nutzen. Die verständnisvollen Bewohner:innen wissen um das Problem.
An der Havel angekommen wartet schon unsere Lieblingsfähre. Diese bringt uns ans andere Ufer. Die Fähre fährt ca. alle 10 Minuten.
Die Preise sind sehr überschaubar: 50,- Cent für Kinder mit Fahrrad im Alter von fünf bis elf Jahre, Personen ab 12 Jahren mit Fahrrad zahlen einen Euro.
Auf der anderen Seite folgt nach wenigen Metern links wieder der Einstieg auf den Radweg. Über eine Brücke geht es durch Hakenfelde. Unterhalb der Wasserstadtbrücke kreuzen sich mehrere Wasserstraßen und man kann ein reges Treiben aus Wassersport und Lastenkähnen beobachten.
Am Saatwinkler Steg, der ausschließlich mit Rädern oder zu Fuß überquert werden kann, kommen wir wieder im Saatwinkel an. Von hier aus geht es zurück auf den ursprünglichen Radweg.
Wer jetzt noch Kraft und Muße hat, kann den Volkspark Jungfernheide besuchen. Entweder um im Freibad schwimmen zu gehen oder um am Wasserturm ein Eis zu essen.
Ausflugsort, Landschaftsschutzgebiet und Gartendenkmal in einem. Namensgebend war das alte Spandauer Nonnenkloster und um 1800 befand sich hier ein kurfürstliches Jagdrevier.
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Am sogenannten Bärenplatz, der den zur Stadt gewendeten Eingang zum Park bildet, befinden sich zwei Skulpturen: Bären mit spielenden Kindern.
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Die aktuelle Population an den Berliner Gewässern hat ihren Ursprung in zwei Gänsen, die ihrem Besitzer am Tegeler See entflohen sind.
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Die Fähre fährt 365 Tage im Jahr und zu folgenden Zeiten:
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Mit der S-Bahn bis Jungfernheide oder Charlottenburg. Für die Abfahrt ab dem Hauptbahnhof mit der S- oder Regionalbahn.
Länge: ca. 36 Kilometer
Dauer: 4 Stunden ohne Pausen bei mittlerem Tempo; mit Bade- und Erkundungspausen ist dies ein schöner Tagesausflug
Schwierigkeitsgrad: mittlere Radtour