Die Schwindsucht - Anfang des 20. Jahrhunderts eine der Krankheiten, an der Millionen von Menschen in Deutschland erkrankten. Heilung suchten sie auf einem 140 Hektar großen Gelände vor den Toren Berlins. Abseits von Ruß und Lärm sollten die Infizierten genesen. Nach einer wechselvollen Geschichte stehen die meisten Gebäude der beeindruckenden Anlage nun leer. Ein schaurig schöner Anblick.
GESCHICHTE(N)
Ein wenig schaurig ist auch die Geschichte der Heilstätten. So diente sie während der beiden Weltkriege als Lazarett. Im Jahr 1916 soll hier Adolf Hitler aufgrund einer Verletzung durch einen Granatsplitter behandelt worden sein. Und nach dem 2. Weltkrieg wurde die Anlage militärisches Sperrgebiet und beherbergte das größte Militärhospital der sowjetischen Armee außerhalb des eigenen Territoriums. Nach dem Zusammenbruch der DDR, im Jahr 1990 versteckte sich Erich Honecker bevor er nach Moskau floh in einer der Ärztevillen.
DIE GESCHICHTE
Doch ursprünglich dienten die Heilstätten natürlich als Lungenheilanstalt und nicht als Militärkrankenhaus. Innerhalb von mehr als 30 Jahren, von 1898 und 1930 wurden die »Arbeiter-Lungenheilstätten« von der Landesversicherungsanstalt Berlin errichtet. Bedarf bestand vor allem wegen der epidemischen Ausbreitung der Tuberkulose Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Dieser Zeit entstammt auch die Redewendung »Da kriegst du die Motten«. Sie beruht auf der Annahme, die Tuberkulose fräße, ähnlich wie die Motten Löcher in Textilien, Löcher in die Lunge. Damit es nicht soweit kommen sollte, suchten viele TBC-Kranke Hilfe in der Lungenheilanstalt Beelitz. Die anfänglich 600 Betten mussten bald auf mehr als 1200 Betten erweitert werden.
In den Heilstätten waren nicht nur Lungenkranke, sondern es wurden auch nicht ansteckende Krankheiten, wie Verdauungs-, Stoffwechsel- oder Herzkrankheiten behandelt.
Nach der Wende wurde das Gebäude der ehemaligen Lungenheilstätte für Männer im Jahr 1997 rekonstruiert und mit dem Betrieb eines Gesundheitsparks begonnen. Dieser ist heute samt Parkanlage und vieler verfallener Gebäude noch zugänglich.
DIE ARCHITEKTUR
Alle Gebäude sind - wenn auch teilweise nur als Ruine – erhalten. Zu den Gebäuden zählen u.a. die Frauenheilstätte, die Männerheilstätte, die Personalhäuser, die Bäckerei, die Fleischerei, die Wäscherei und das Kraftwerk. Nur die Kirche wurde vollständig zerstört.
Männer und Frauen wurden strikt getrennt, was sich in der Aufteilung der Gebäude widerspiegelt.
Im westlichen Gebäudekomplex lagen das Sanatorium für Frauen und die Lungenheilstätte. Auch die Gebäude in denen vorwiegend Frauen tätig waren, wie das Küchengebäude und die Wäscherei, sind hier zu finden. Im Bereich der Männerstationen lagen der Fuhrpark, das Heizhaus und die Werkstätten.
Auch wenn hier vorwiegend Arbeiter behandelt wurden, sollte die Architektur repräsentativ sein und besonders in ihrer Farbgebung einen Bezug zu der sie umgebenden Natur herstellen. Diesem Anspruch tragen u.a. die mehrfarbigen Dachpfannen, der Naturputz, grünes und braunes Holzfachwerk und weiße Fensterrahmen Rechnung. Die späteren Gebäude unterscheiden sich von dieser Architektur, orientierte sich der Architekt vor allem an den Bauten Alfred Messels und Fritz Högers. Durch Kriegseinwirkungen wurden viele Gebäude schwer beschädigt.
DAS DENKMAL HEUTE
Die Größe des Areals und die vielen Ruinen verleihen dem Ort einen besonderen Reiz. Doch weiterer Verfall und zunehmender Vandalismus könnten einen Großteil der Heilstätten unwiederbringlich zerstören. Daher ist zu hoffen, dass ein Weg gefunden wird, diese außergewöhnliche Anlage zu erhalten.
Die Anlage lässt sich nur mit einer Führung entdecken, Informationen vor Ort sind spärlich und der Zugang zu den überwiegend in Privatbesitz befindlichen Teilen der Heilstätten ist untersagt und wird sofort mit Anzeigen geahndet!
FÜHRUNGEN
u.a. Angeboten durch Irene Krause
Tel. 033204 - 61262
Internet: www.irenekrause.de
ANMELDUNG ERFORDERLICH!
5 € pro Person
Kinder bis 7 Jahre kostenlos.
TERMINE
bitte der Webseite entnehmen
Dauer der Tour: ca. 2 Stunden;
Treffpunkt: Bahnhof Beelitz-Heilstätten
Titelbild: Matthias Sziedat • Alle Rechte © Matthias Sziedat
siehe Führungen / Veranstaltungen
Der Großteil der Anlagen ist nur im Rahmen von Führungen und/oder Veranstaltungen zugänglich!
Der Zugang zu den im Privatbesitz befindlichen Teilen der Heilstätten ist untersagt und wird sofort mit Anzeigen geahndet!
14547 Beelitz Heilstätten
Tel.
Webseite besuchen »
Bahn • ÖPNV
Ab Berlin Hauptbahnhof RE7 bis Bahnhof Beelitzer Heilstätten.
Dieser liegt direkt im Zentrum der Anlage.
PKW
Von der A10 (Berliner Ring) auf die A9 Richtung Leipzig. Ausfahrt Beelitz-Heilstätten.
Parken
Vor der Anlage befindet sich überall kostenfreie Parkmöglichkeiten.