Ein Dorf aus dem 12. Jahrhundert und das innerhalb Berlins? Dazu Menschen in mittelalterlicher Kleidung, Skudden und Weideschweine, reetbedeckte Häuser aus Holz und Lehm. Im Museumsdorf Düppel - einer beeindruckenden Siedlung aus über ein Dutzend historischen Häusern - kann das Mittelalter hautnah erlebt werden.
Das Mittelalter übt auf viele eine faszinierende Wirkung aus, ursprünglich, naturverbunden aber auch barbarisch und ungebildet, so die oft schwammigen Vorstellungen. In etlichen Büchern und Filmen lassen sich vielerlei Eindrücke der längst vergangnen Zeitepoche gewinnen. Im Museumsdorf Düppel kann das Mittelalter des 11. und 12. Jahrhunderts auf eine ganz andere Art erlebt werden: spielerisch, lehrreich und vor allem wissenschaftlich fundiert. In Düppel geht es nicht um die oft zitierten Rollenspiele, vielmehr hat sich hier ein anerkanntes exeperimentelles Zentrum für Archäologie gegründet, das die Basis bildet für all das was die Besucher hier erleben dürfen.
GESCHICHTE
Bereits im Jahre 1939 wurden an der Stelle des Museumsdorfes Scherben gefunden, die auf eine mittelalterliche Besiedlung hindeuteten. Mit den Grabungen wurde allerdings erst in den 1960er Jahren begonnen. Diese förderten das Zutage, was die Grundlage des heutigen Museumsdorfes bildet: Siedlungsspuren wie Hausgrundrisse, Brunnen, Palisaden, Zäune und Alltagsgegenstände einer hufeisenförmig angelegten Dorfsiedlung. Die mittelalterliche Siedlung bestand vermutlich von 1170 bis 1220.
Auf Grundlage der experimentellen Archäologie wurden von 1975 – 2008 Häuser, Palisaden, Brunnen, Öfen und Zäune rekonstruiert und mit Leben gefüllt. Denn erst der Umgang mit mittelalterlichen Handwerkszeug, das rekonstruieren mittelalterliche Lebensweisen durch Anwendung und tatsächliche Umsetzung mittelalterlicher Praktiken, stellt diesen experimentellen Charakter dar. Zu diesem Zweck bildeten sich Arbeitsgruppen, die sich verschiedenen Schwerpunkten widmen, wie Landwirtschaft, Garten, Imker, Korbflechter, Wolle, Färben, Kleidung, Schmiede, Schnitzen, Wippdrechsler, Töpfer, Teerschwele, Mittelalerlich Kinderspiele.
Innerhalb dieser Arbeitsgruppen wurden z.B alte Tierrassen rückgezüchtet, wie Skudden (Schafe) oder Weideschweine, es werden alte Getreidesorten in der Dreifelderwirtschaft angebaut, Küchenkräuter und Färbepflanzen gezüchtet, Honig geschleudert, geschnitzt, getöpfert, gewebt, gekocht, gespielt, gesponnen u.v.m. - alles auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse und mit rekonstruierten Handwerkszeug.
DAS DORF
Das Dorf, dessen Häuser sich geradezu malerisch in die Landschaft schmiegen, kann über einen gut ausgeschilderten und erläuterten Rundgang erkundet werden. Im Zentrum befindet sich der Dorfplatz und in den anliegenden Häusern findet man all das was in den Arbeitsgruppen erarbeitet wurde: die Gärten, die Schmiede, die Korbflechterin, die Kinderspiele u.v.m. Die Häuser sind oft durch Trampelpfade verbunden, für junge Familien gilt daher: Besser den Kinderwagen mit den großen Rädern einpacken oder die Kleinsten tragen.
Die Häuser stehen auf den Grundrissen der Siedlung aus dem 12. Jahrhundert. Allerdings sind sie nicht mit mittelalterlichen Werkzeugen errichtet worden, auch ist das Holz nicht aus dem benachbarten Forst, sondern gekauft und angeliefert. Ebenfalls ist es schwierig die genaue Konstruktionsweise der Häuser nachzuvollziehen, weshalb die rekonstruierten Bauten nur als eine Annäherung an eine mittelalterliche Bauweise gesehen werden.
Für interessierte Laien und insbesondere Kinder macht das aber im Hinblick auf den faszinierenden Gesamteindruck des Ensembles mit seinen über ein Dutzend Gebäuden keinen Unterschied. Zumal die Häuser von ehrenamtlichen Vereinsmitgliedern "bewirtschaftet" werden, die in ihren Arbeitsgruppen bestimmten Handwerken und Aufgaben der damaligen Zeit nachgehen. In der Webstube, der Schmiede oder im Kräutergarten tragen sie dabei nicht nur die Kleidung des Mittelalters, sondern nutzen auch nachgebaute Werkzeuge aus dieser Zeit. Lebendiger kann Geschichte gar nicht sein!
Doch nicht an allen Wochenenden kann ein jedes der Häuser "bespielt" werden - die Chancen wachsen aber an den Wochenenden mit besonderen Veranstaltungen! Es empfiehlt sich also, einen genaueren Blick auf den Terminkalender des Dorfes zu werfen, denn die ehrenamtlichen Mitglieder der einzelnen Arbeitsgruppen wirken in ihren mittelalterlichen Trachten nicht nur wie aus der Zeit gefallen, sondern hilfsbereit und kenntnisreich beantworten sie gerne die Fragen der Besucher und lassen sich bei ihren Tätigkeiten über die Schulter schauen.
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Nachdem so viel entdeckt, ausprobiert und gesehen wurde kann ein Päuschen eingelegt werden. Hungrige werden gut versorgt: Kaffee, Kuchen und Linsen- oder Hirsesuppen können neben dem Museumsshop erworben werden. Ein Besuch im Museumsdorf zaubert wohl so manchen ein Lächeln auf die Lippen und das Gefühl einen schönen Tag draußen in der Natur erlebt zu haben und dabei eine Menge gespielt, gelacht und gelernt zu haben.
Titelbild: André Eißer • Alle Rechte © Perspektivmedien UG
Sa, So und Feiertage
10 Uhr - 18 Uhr
Sonderöffnungszeiten
Herbstferien
22. Oktober – 02. November 2018
Führungen sind ganzjährig auf Anfrage möglich
Normalpreis: 3,50 EUR
Ermäßigt: 2,- EUR
Besucher bis 18 Jahre freier Eintritt
Eintritt während der Herbstferien:
Eintritt an diesen Tagen 2 Euro / ermäßigt 1 Euro
Besucher bis 18 Jahre: freier Eintritt
An einigen Veranstaltungstagen gelten abweichende Eintrittspreise!
Museumsdorf Düppel
Clauertstraße 11
14163 Berlin Zehlendorf
Tel. 030 - 802 66 71
Fax. 030 - 802 66 99
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Bahn • ÖPNV
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oder
Bus 118 / Bus 622: Haltestelle Clauertstraße
PKW
Von der B1 in die Lindenthaler Chaussee Richtung Klein-Machnow abbiegen und in die nachfolgende Straße (Clauertstraße) abbiegen.
Parken
Es gibt ausreichend kostenlose Parkmöglichkeiten direkt vor dem Eingangsbereich des Museumsdorfes. Der Parkplatz ist ausgewiesen.