Er ragt empor aus dem dichten Wald des kleinen Müggelberges im Südosten Berlins. Von seiner Aussichtsplattform auf 120 Metern über dem Meeresspiegel bietet sich nicht nur eine grandiose Sicht auf die „Skyline“ von Berlin mit Fernsehturm, Treptower und Potsdamer Platz, sondern auch ein wunderschöner Blick nach Brandenburg. Im Osten erheben sich die Rauener Berge und im Süden ist am Rand des Flämings deutlich die gut 50 Kilometer entfernte Halle des Tropical Island auszumachen. In jeder (Hin)Sicht ein lohnender Aufstieg.
Bereits im Jahre 1880 - damals noch ohne Turm - bot sich dem Dichter Theodor Fontane von der Höhe der Müggelberge folgendes beschriebene Bild: "Auf Quadratmeilen hin nur Wasser und Wald. Nichts, was an die Hand der Kultur erinnerte. Nicht Weg, nicht Steg und keine andere Fahrstraße sichtbar, als das verwirrende Flußnetz, das sich durch die scheinbar endlosen Forstreviere zieht. Kein Hüttenrauch steigt auf, keine Herde weidet an den Ufern entlang, und nur eine Fischmöwe schwebt satt und langsam über dem Müggelsee."
Die Idee für einen Aussichtsturm an dieser Stelle wundert daher nicht und kam im gleichen Jahr dem Unternehmer Carl Spindler - Eigentümer einer Köpenicker Wäscherei und Färberei, nach dem auch der Stadtteil „Spindlersfeld“ benannt ist. Dieser ließ einen ersten 10 Meter hohen Aussichtsturm aus Holz im märkischen Sand errichten. Leider wuchsen die Kiefern schnell und bereits 1889 musste Spindler den Turm auf 27 Meter Höhe erweitern lassen. Der nun im chinesischen Pagodenstil errichtete Turm kam bei den Berliner gut an - mehr als 50.000 Besucher kamen bereits im folgenden Jahr.
DER NEUE TURM
"Der Müggelturm brennt" rief am Nachmittag des Pfingstmontags im Jahr 1958 der Kapitän eines Spreedampfers seinen Passagieren zu, als diese von Schmetterlingshorst nach Grünau unterwegs waren. Die aus der Turmspitze lodernden Flammen ließen von dem Turm nichts als eine handvoll verkohlte Balken übrig. Doch noch im gleichen Jahr initiierte die Berliner Zeitung aus Spenden von über 130.000 Mark einen Architekturwettbewerb: 32 Entwürfe wurden hier eingereicht und der Entwurf eines Studentenkollektivs der Kunsthochschule Berlin-Weißensee setzte sich als Sieger im Wettbewerb durch. Ein schlichter Turm aus weißem Beton, Glas und Stahl, das war die Idee, die seit Sylvester 1961 nun den Müggelberg krönt. Über 125 Stufen erreicht der Besucher heute die Aussichtsplattform auf etwa 25 Meter Höhe.
Nach der politischen Wende 1989 zeitweise geschlossen verfiel der Turm zusehends und mit den unzähligen Nutzungskonzepten und Ideen, die von der Hotelschule über eine Seilbahn von der Anlegestelle am Müggelsee bis zu einer Poollandschaft reichten, kamen und gingen die Investoren. Überzeugen konnte der - nicht unumstrittene - Unternehmer Matthias Große, vielen sicher besser bekannt als der Lebensgefährte der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, mit einem einfachen aber durchaus soliden Konzept als Ausflugsort. Teile des denkmalgeschützten Ensembles sind bereits saniert und restauriert und der Turm wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.
UMGEBUNG
Vom kleinen Müggelberg führt ein Weg zum großen Müggelberg - mit knapp 115 Metern Berlins höchste natürliche Erhebung! Einst thronte hier die monumentale 40 Meter hohe Bismarckwarte aus Rüdersdorfer Kalkstein. Zum Kriegsende 1945 gesprengt finden sich nur noch wenige Trümmer am Nordhang des Berges. Heute steht hier nur der 31 Meter hohe Sockel aus Stahlbeton des nie vollendeten „Fernsehturms für Berlin“, der eine Höhe von 130 Metern erreichen sollte. Doch im Jahr 1955 stoppte Karl Maron der damalige Innenminister der DDR die Bauarbeiten, da das „...Bauwerk mit seiner Höhe in dieser Lage am Rande der Einflugschneise zum Flughafen Schönefeld den Flugbetrieb gefährden drohe." In der Tat fliegen auch heute noch die Maschinen dicht über den Wipfeln der Bäume der Müggelberge - bei Westwind hat man das das Gefühl, man könne den Passagieren von easyJet und Co. im Landeanflug vom Müggelturm aus zuwinken.
Unterhalb der Berge auf dem Weg zum Müggelsee liegt der Teufelssee. Ein Abstecher hinunter lohnt in jedem Fall, denn um den See und durch die Moorlandschaft führt ein Naturlehrpfad - oft über romantische Holzstege - mit einer Gesamtlänge von drei Kilometern. Schilder und Infotafeln entlang des Lehrpfades erläutern Pflanzen und Tiere in ihren Lebensräumen. Im Lehrkabinett an der Ostseite des Sees sind neben Kita-Gruppen und Schulklassen auch Erwachsene „Einzelbesucher“ willkommen.
Um den Teufelssee ranken sich einige Sagen und Mythen - etwa von einem Teufelsaltar, der hier gestanden haben soll und dem See seinen Namen gab, einem im Moor feststeckenden Mädchen, das über Tage hinweg die herrlichsten Mahlzeiten von einem Wassermann bekam, einer verwunschenen Prinzessin, die samt Ihrem Schloss im See untergegangen ist oder dem von einem Jäger verfolgten Schlossfräulein, das auf seiner Flucht in den See gegangen sei und noch heute hier auf Ihre Erlösung wartet. Die beiden Damen müssen sich hier aber den Platz mit der Wendenkönigin Wanda teilen, die auf ihren Gatten Jaczo wartet, der seit dem 13. Jahundert wahnsinnig die Welt durchstreift - doch kommt er zu Ihr zurück dann steigt aus dem Teufelssee der siebte und höchste Müggelberg empor, auf dessen Gipfel eine unbezwingliche Wendenburg tront … nun gut bis zu diesem Tage „begnügen“ wir uns mit dem Müggelturm und geniessen die bis zu 50 Kilometer weite Aussicht über die Müggelspree.
Titelbild: André Eißer • Alle Rechte © Perspektivmedien UG
Aussichtsturm:
Montag - Freitag
10.00 bis 16.00 Uhr
Samstag, Sonntag & Feiertage
10.00 bis 17.00 Uhr
Abweichende Öffnungszeiten und Eintrittspreise bei besonderen Veranstaltungen.
GASTRONOMIE:
Samstag - Sonntag
10.00 bis 16.00 Uhr
Getränke, Eis und kleine Speisen
Normalpreis: 6,00 EUR
Ermäßigt: 3,00 EUR
Alle Eintrittsgelder kommen der Sanierung des Müggelturm-Areals zugute.
Müggelturm
Straße zum Müggelturm 1
12559 Berlin
Tel. 030 - 654 899 50
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Bahn • ÖPNV
Bus X69 oder 169 bis zur Haltestelle "Rübezahl". Hier beginnt der Naturlehrpfad von dem aus man den Müggelturm über eine Treppenanlage (etwas über einhundert Stufen) erreicht. Auf dem Rückweg kann der Naturlehrpfad fortgesetzt werden. Die Länge des Rundganges lässt sich dank vieler Verzweigungen individuell gestalten.
PKW
B96a bis Schnellerstraße - dieser durch die Altstadt von Köpenick über den Müggelheimer Damm folgen bis zum Müggelsee.
Parken
Parken am Turm ist möglich. Wir empfehlen die Parklätze am Restaurant & Ferienpark Rübezahl. Hier beginnt auch der Naturlehrpfad von dem aus man den Müggelturm über eine Treppenanlage (etwas über einhundert Stufen) erreicht. Auf dem Rückweg kann der Naturlehrpfad fortgesetzt werden. Die Länge des Rundganges lässt sich dank vieler Verzweigungen individuell gestalten.
FAMILIENTIPP: Gegenüber des Restaurant Rübezahl gibt es am Ufer des Müggelsees einen schönen Abenteuerspielplatz im Schatten. Das Restaurant hat eine eigene abgetrennte Kinderecke mit Spielbereich - Kinderfreundlichkeit 5/5 Sterne - sehr empfehlenswert!