© André Eißer, Perspektivmedien UG, privat
An diesem Wochenende wird nun das zweite Osterfest in Folge unter den Bedingungen einer Pandemie gefeiert. Und auch wenn vieles, was in den Jahren zuvor zur Normalität gehörte noch nicht möglich ist, wird es mit dem Erwachen des Frühlings und in Erwartung der vor uns liegenden sonnigen Tage sicher viele Berliner hinaus ins Umland ziehen.
Ganz so spektakulär wie es Johann Wolfgang von Goethe in seinem Osterspaziergang beschreibt und sich Menschen aus der Enge der Stadt in die Landschaft drängen wird es dabei wohl nicht zugehen - doch an dem einen oder anderen Highlight im Berliner Umland ist man ganz sicher weniger allein und wird beobachten können „ [..] wie behänd sich die Menge durch die Gärten und Felder zerschlägt.“
Wir haben drei Tipps für Euch, die vielleicht nicht unbedingt auf der ersten Seite der Google-Suchergebnisse erscheinen, wenn Ihr nach einem Ausflugsziel für die kommenden Tage sucht und damit die Chance bieten Natur und Landschaft zu genießen.
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In diesen Frühlingstagen gehören Buchenwälder zu den allerschönsten Orten. Ganz leicht sprießt das zarte Grün des Laubes, noch lässt das Blätterdach viel Licht hindurch, was die ersten Blüten der Buschwindröschen und des Bärlauch am Boden zu nutzen wissen. Ein besonders schöner Ausflug ist eine Wanderung durch den Buchenwald Grumsin bei Altkünkendorf.
Der Buchenwald Grumsiner Forst ist Teil des UNESCO Weltnaturerbes "Alte Buchenwälder Deutschlands". Vor zehn Jahren 2011 wurde der Grumsiner Forst gemeinsam mit dem Kellerwald-Edersee in Hessen, dem Nationalpark Jasmund und dem Serrahner Buchenwald im Müritz-Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern und dem Nationalpark Hainich in Thüringen in der Weltnaturerbe aufgenommen.
Der Buchenwald Grumsiner Forst im Naturpark Schorfheide ist einer der geheimeren dieser Kathedralen der Natur, was Schwarzstorch und Kranich ebenso anlockt wie einige Wanderer.
Wer sich von Altkünkendorf aus zu Fuß auf den Weg macht, kann in ca. 3 bis 4 Stunden vorbei an der Kirche Altkünkendorf und einigen uralten Eichen am Wegesrand entlang des Wolletzsees wandern und kommt dann über die Felder bei Louisenhof und durch einen alten Hohlweg in den eigentlichen Buchenwald mit eindrucksvollen Tälern und feuchten Senken. Diese Endmoränenlandschaft ist ein Relikt der Eiszeiten vor 15.000 Jahren. Und ein wunderschöner Ort der Ruhe.
Die Tour ist abwechslungsreich und auch für Kinder gut geeignet. Die Anreise ist auch mit der RE3 Berlin nach Angermünde Bahnhof und von dort mit dem Welterbe-Bus 496 nach Altkünkendorf möglich.
Die Heilandskirche am Sacrower See ist eine der schönsten Orte und Kulissen in der Potsdamer Kulturlandschaft. Abseits von den bekannten Parks und Gärten wie Sanssouci oder Glienicke ist Sacrow mit seinem 120 Einwohnern - seit 1939 zu Potsdam gehörend - ein kleiner Ort. Doch spiegelt sich hier wie in einem Brennglas die Deutsche Geschichte.
Die Heilandskirche steht wie kein anderes Gebäude für den Ort Sacrow. Mit der Grenzziehung 1961 verschwand sie 28 Jahre lang hinter Todesstreifen und Mauer – auch aus dem Blickfeld der Sacrower.
Beide deutsche Diktaturen im 20. Jahrhundert prägten das paradiesisch-schön anmutende Soziotop zwischen Havel und Sacrower See. Die Wunden – Enteignung, Entrechtung und Ermordung der jüdischen Bewohner während der NS-Zeit und dann die hermetische Abrieglung des "Grenzgebietes" Sacrow durch Mauer und Stacheldraht während der Deutschen Teilung – haben Spuren, ja Narben bei den Menschen hinterlassen.
Der letzte Gottesdienst in der Heilandskirche fand am 24.12.1961 statt. Der beliebte Pfarrer Joachim Strauss überbrachte der Gemeinde die Weihnachtbotschaft – danach durfte niemand mehr das Gotteshaus betreten. 28 Jahre lang. Vandalismus und ausbleibende Reparaturen ließen die schöne Kirche im Stil einer italienischen Basilika immer mehr verfallen. Erst in den 1980er Jahren wurde mithilfe von Spendengeldern aus dem Westen die Außenhülle der "Geisterkirche" hinter der Mauer saniert.
Historische Ansichtskarte - Heilandskirche
© Thomas Friese, L&H Verlag,
Im Frühling bietet sich die Heilandskirche Sacrow besonders als Etappenziel einer Fahrradtour an. Vom S-Bahnhof Wannsee aus erreicht man mit der Fähre F10 Kladow und von dort durch die Fuchsberge den Ort Sacrow mit dem Sacrower Schloss und der Heilandkirche. Gelegen zwischen Sacrower See und Havel ist dieser Ort ein lohnendes Ziel inmitten des paradiesisch anmutenden Potsdamer "Eylandes".
Die Alternative: Zuhause bleiben. Und "Sacrow - Das verwundete Paradies" im Film genießen. Die Geschichte des Ortes, der Heilandskirche und des Schlosses erzählt das Buch »Sacrow. Das verwundete Paradies«. Dieses ist soeben im L&H Verlag erschienen. Die gleichnamige DVD erscheint bei Von Vietinghoff Filme & im L&H Verlag. Im Sommer 2021 eröffnet eine Ausstellung im Schloss Sacrow.
Abseits der Metropolen findet sich eine außergewöhnliche Stadt. Ferropolis - die Stadt aus Eisen. Das weiträumige Freiluftmuseum mit den beeindruckenden fünf TagebauGROSSgeräten ist an den Ostertagen geöffnet. Auf einer Halbinsel im Gremminer See gelegen und von Dessau oder Lutherstadt Wittenberg (Zuganbindung nach Berlin) aus mit dem Fahrrad oder generell mit dem Auto über die A9 zu erreichen bietet diese Industriekultur-Stätte einen Vorstellung von den Dimensionen der Maschinen, mit denen im Kohlezeitalter die Landschaft aufgegraben wurde, um Energie zu gewinnen.
Heute ist der Tagebau Golpa Nord nur noch zu erahnen, der Gremminer See bedeckt diesen mit glasklarem (aber derzeit noch sehr kaltem) Wasser. Wenn Sie Ostern Kohle statt Eier suchen, beachten Sie bitte die AHA-Regeln auf dem Gelände!
© André Eißer, Perspektivmedien UG, private Aufnahme
In der Nähe lockt das Dessau-Wörlitzer Gartenreich und auf dem Rückweg lohnt unbedingt ein kurzer Stop in Oranienbaum - in der barocken Schloss- und Stadtanlage findet sich wirklich ein „kleines Stück Holland“.
Der Schlosspark Oranienbaum und FERROPOLIS haben über Ostern geöffnet: täglich von 10 bis 18 Uhr. Über die Feiertage sind auf der Halbinsel fünf Schmuckbriketts versteckt. Die Briketts sind brandneu in Ferropolis-Sortiment und ab sofort erhältlich.
Die Bahnhöfe Dessau und Lutherstadt Wittenberg sind von Berlin aus mit der Regionalbahn bzw. dem ICE und der Bahnhof Gräfenhainichen (Ferropolis) von Leipzig aus mit der S-Bahn zu erreichen. Zwischen Dessau und Gräfenhainichen verkehrt der Bus Welterbelinie 310.