Ruhig liegt der See da, kein Blättchen bewegt sich. Alles scheint innezuhalten, um den Zauber des Augenblicks nicht zu zerstören, alles scheint so friedlich und ruhig. Bis zu Claires Frage: »Glaubssu, dass es hier Bärens gibs? Eine alte Tante von mir is beinah mal von einem ... « die Romantik zerstört. Denn Tucholsky war kein Romantiker - auch nicht mit 21 Jahren, als er seine erste Erzählung „Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte“ verfasste.
Trotzdem wird ihn die zauberhafte Landschaft, die romantische Schlossanlage und die damals noch glückliche Beziehung zu Else beeinflusst haben, als er Anfang des 20. Jahrhunderts, im Jahr 1911 auf dem Weg zur Ostsee einige Tage im August mit seiner Freundin und späteren Frau Else Weil in Rheinsberg verbrachte und die kurze Erzählung verfasste. Else steht Model für die Protagonistin Claire, die mit Wölfchen nach Rheinsberg fährt, um ähnlich wie Kurt und Else, der Großstadt zu entkommen.
Was Tucholsky vor über hundert Jahren in Rheinsberg fand, lässt sich auch heute noch dort finden. Das Städtchen im Norden Brandenburgs lädt den Besucher zum Verweilen, Durchatmen und Träumen ein. In dem einzigen Tucholsky Museum Deutschlands im Schloss Rheinsberg, kann der Besucher auf des Dichters Spuren wandeln und sich durch die wunderbare Schlossanlage verzaubern lassen. Die Dauerausstellung zeigt u.a. Fotos, Bücher, Gebrauchsgegenstände und persönliche Dokumente (in der Sammlung befinden sich 50 original Handschriften), die es dem Betrachter ermöglichen die Atmosphäre und den Flair der damaligen Zeit wieder aufleben zu lassen und in das Leben des Poeten einzutauchen. Die Totenmaske, sein Schreibtisch und seine Schreibmaschine gewähren wohl die persönlichsten Einblicke.
Doch steht im Zentrum des Museums nicht nur der Journalist, Dichter und Publizist Tucholsky, sondern das Museum hat es sich zur Aufgabe gemacht auch andere Geschichten rund um den Poeten zu erzählen: Aus seiner Zeit, aus dem Leben seiner Freunde und Wegbegleiter und seiner literarischen Protagonisten - so wird die Literatur lebendig und Tucholsky kein unnahbarer Literat, sondern menschlich.
Anfang des 20. Jahrhunderts begründete Tucholsky eine literarische Tradition in Rheinsberg, bewahrt und fortgeführt wird sie durch das Kurt Tucholsky Literaturmuseum, welches regelmäßig Lesungen zeitgenössischer Autoren veranstaltet und vermutlich ganz im Sinne Tucholskys zwei Stadtschreiber Stipendien vergibt. Intention ist es, durch Stipendien und durch kostenfreie Logis im Marstall des Schlosses, die Autoren von weltlichen Sorgen zu befreien, so dass sie sich im vollen Umfang, inspiriert von der Schönheit und angeregt durch vergangene Zeiten, ihrer Berufung widmen können. Im Rahmen der Lesungen, können die entstandenen Werke gehört werden. Das Museum verschreibt sich jedoch nicht nur der Poesie, sondern auch der bildenden Kunst, so sind regelmäßig Wechselausstellungen verschiedener Gegenwartskünstler zu sehen.
Lange bevor Tucholsky geboren wurde, erlag bereits Theodor Fontane dem Zauber Rheinsbergs. Während eines Besuches in Schottland, ein schottisches Schloss betrachtend, kam Fontane das Schloss Rheinsberg in den Sinn und er fragte sich, weshalb er so weit reisen musste, lag doch das Schöne so nah. So gab Rheinsberg den Ausschlag für den Entschluss durch die Mark Brandenburg zu wandern, um durch Reiseberichte anderen die Schönheit und Eigenart dieser Region nahe zu bringen.
Titelbild: k.A. • Alle Rechte © Kurt Tucholsky Literaturmuseum
Dienstag bis Sonntag
10:00 - 17:30 Uhr
Mittagspause:
12:30 - 13:00 Uhr
Museum und Galerie
Erwachsener: 4,- EUR
Ermäßigt: 3,- EUR
Familienkarte: 8,- EUR
Kurt Tucholsky Literaturmuseum
im Schloss Rheinsberg
16831 Rheinsberg
Tel. 033931 - 39007
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Bahn • ÖPNV
Ab Berlin Hauptbahnhof RE5 Richtung Stralsund bis Löwenberg (Mark) hier weiter mit der RB54 Richtung Lindow (Mark)
Umsteigen in den Bus 764 Richtung Rheinsberg, Schloss bis Schloss Rheinsberg (Endstation) fahren. Fahrzeit ca. 1:40
Fahrrad
Ab Berlin Hauptbahnhof RE5 Richtung Stralsund bis Löwenberg (Mark) hier weiter mit der RB54 Richtung Lindow (Mark) bis Bahnhof Rheinsberg und hier mit dem Rad die Berliner Straße bis zur Schlossstraße fahren. Dieser bis zum Schloss folgen.
PKW
A10 nördlicher Berliner Ring, AD Havelland auf die A24 Richtung Hamburg bis Ausfahrt Neuruppin. Hier die B167 Richtung Alt-Ruppin folgen und hier auf die B122 abbiegen Richtung Rheinsberg. Die Straße führt direkt auf die Schlossanlage. Fahrtzeit ab Berlin Alexanderplatz ca. 1:30 Stunde.